5 Tipps für bessere ebay Produktfotos

Ordentliche Fotos = Vertrauen beim Kauf-Interessenten = besserer Preis

Tipps für bessere ebay Produktfotos
Für Licht kann man ein Vermögen ausgeben oder ein paar Kompromisse eingehen. Diesen Blitz habe ich wieder auf ebay verkauft, weil er nicht manuell geregelt werden kann. Um ihn nur für den Hintergrund einzusetzen, war er mir einfach zu gross.

Dass die meisten Menschen sich von Äusserlichkeiten leiten lassen, kann man doof finden, es ist aber nur logisch, wenn du dir mal überlegst wie wir Menschen so ticken. Das ist auch bei mir nicht anders. Wenn ich auf ebay ein Objektiv sehe das ich unbedingt haben möchte, geht meine Denkweise – ob ich es will oder nicht – ungefähr so:

“…aha, ein Fotograf bietet ein Objektiv an. Mal sehen wie er es fotografiert hat und ob er etwas von Fotografie versteht… ja, fürs Licht hat er sich Mühe gegeben, aber die Perspektive geht gar nicht… und warum ist nur die hälfte vom Foto scharf…? also wenn er sich so wenig Mühe macht damit (als Fotograf!) dann gibt er sich wahrscheinlich auch keine Mühe bei der Pflege seiner Ausrüstung und wahrscheinlich hat das Objektiv Staubeinschlüsse…”

oder aber:
“…das Foto ist so dilettantisch gemacht, dass er den Wert des Objektives vielleicht gar nicht kennt… dann könnte ich einen guten Preis erzielen…”

Aber warum lassen wir uns von solchen oberflächlichen Vorurteilen leiten? Ganz einfach: weil sie meistens stimmen. Wenn wir eine Entscheidung treffen, stehen uns NIE alle Informationen zur Verfügung, die wir bräuchten. Jede Entscheidung beruht letztlich auf dem Vertrauen, dass unsere Erwartungen schliesslich erfüllt werden. Also sind wir darauf angewiesen diejenigen Signale zu interpretieren, die uns zur Verfügung stehen. Bei Online-Angeboten sind das die Fotos und die Produktbeschreibung. Wir scannen die Infos ab nach Signalen, die Vertrauen schaffen und hoffen solche zu erkennen, die uns sagen dass wir lieber nicht vertrauen sollten. Es ist eine ökonomische Entscheidung, weil wir weder die Zeit noch die Möglichkeit haben es wirklich herauszufinden.

Dazu kommt: wir lernen überwiegend durch Erfahrung und meistens machen wir die Erfahrung, dass solche Zuschreibungen am Schluss stimmen (oder wir machen sie in unserer Wahrnehmung stimmig, denn wer gibt schon gerne zu, dass er sich hat verarschen lassen…?). Nein im Ernst, wir haben wirklich Gründe, an diesen Vorurteilen festzuhalten, weil sie öfters stimmen als dass sie falsch sind. Natürlich sind sie oft auch falsch. Aber eben nicht oft genug damit wir unsere Schublade hinterfragen.

Deswegen lohnt es sich, gute Fotos zu machen, wenn man einen Artikel wieder verkaufen möchte. Aber wie geht das?

  1. Mit Stativ fotografieren

    Fotografieren mit Stativ Tipps für bessere ebay Produktfotos
    Ein Stativ macht das Leben leichter.

    Ein Stativ macht das Leben leichter, weil der Ausschnitt und die Schärfe nicht immer wieder neu gewählt werden müssen. Vielleicht willst du auch aus verschiedenen Aufnahmen später ein einziges Foto in Photoshop bauen, dann musst du dafür immer den gleichen Winkel haben. Und schliesslich bist du mit dem Stativ sehr flexibel mit der Belichtungszeit. Besonders wenn die Tiefenschärfe gross sein soll, verlängert sich die Belichtungszeit in einen Bereich, den du nicht mehr aus der Hand fotografieren kannst (falls dein Objektiv über eine Bildstabilisierung verfügt, unbedingt ausschalten!).
    Natürlich gibst du mit dem Stativ die Flexibilität für die Perspektive ein Stück weit auf, aber das Shooting wird auf der anderen Seite sehr viel entspannter, weil die Perspektive und die Schärfe nur einmal beachtet werden müssen – und dann kein Thema mehr sind. Und schliesslich kannst du ja auch mit dem Stativ öfters mal die Perspektive ändern.

  2. Brennweite zwischen 50 mm – 100 mm

    Mit einer Brennweite in diesem Bereich vermeidest du Verzerrungen in der optischen Darstellung des Produktes. Diese treten besonders im Weitwinkel-Bereich auf, das heisst dass nahe Bereiche wesentlich grösser dargestellt werden als weiter entfernte. Weil du ein Produkt meistens irgendwie von schräg oben fotografieren wirst, verstärkt sich dieser Effekt noch. Eine mässige Verzerrung lässt sich nachträglich mit Lightroom oder Photoshop beheben, für professionelle Ergebnisse empfiehlt sich aber ein Tilt-Shift-Objektiv.
    Mit einem Teleobjektiv ist die Verzerrung kein Thema mehr, allerdings gibt es einen anderen Effekt, den wir vermeiden wollen: es hat weniger Tiefenschärfe. Der Betrachter möchte das Produkt richtig sehen, daher hilft es wenig, wenn die Tiefenschärfe kunstvoll klein gehalten wird. Bei einem Teleobjektiv (also über 100 mm) muss die Blende viel mehr zu gemacht werden, um die gleiche Ausdehnung der Schärfenebene zu bekommen. Daher ist ein Bereich von 50 mm – 100 mm ein guter Anhaltspunkt – also ein Kompromiss aus möglichst wenig Verzerrung und möglichst viel Tiefenschärfe.

  3. ruhiger Hintergrund
    Cyrill Harnischmacher: Lowbudget Shooting
    Lesetipp: das eBook von Cyrill Harnischmacher – Lowbudget Shooting

    Für den Hintergrund gilt vor allem, dass er als Hintergrund wahrgenommen werden soll, also nicht vom Motiv ablenkt. Es gibt aber einen einfachen und sehr effektiven Trick um das zu erreichen. Ein weisser Karton, der gebogen und gegen die Wand geklebt wird, erfüllt den Zweck einer Hohlkehle und vermeidet Kanten und harte Verläufe. Gleichzeitig bewirkt der Karton eine Reflexion des Lichtes von hinten, was der gleichmässigen Ausleuchtung entgegen kommt. Wie man ohne grossen Aufwand etwas sehr haltbares bauen kann, erklärt Cyrill Harnischmacher eindrucksvoll in seinem eBook “lowbudgetshooting“.

  4. Hauptlicht & Reflektoren

    Das Architektur-Modell wurde über einen Deckenfluter indirekt von rechts ausgeleuchtet. Trotzdem sind die Schatten und Kontraste zu hart (linke Bildhälfte). Ein Reflektor auf der linken Seite brachte das gewünschte Ergebnis (rechte Bildhälfte – klick zum Vergrössern).

    Ein Objektfoto soll nicht emotional sein, sondern die wichtigsten Eigenschaften des Objektes darstellen. Daher ist ein weiches Licht (=grosse Lichtquelle) besser als z.B. hartes Blitzlicht, das viel Schatten erzeugt. Wenn du einen Lichtformer für deinen Blitz verwendest, ist das ideal. Falls du aber keinen Reflexschirm oder ähnliches hast, ist diffuses Licht vom Fenster besser geeignet. Softboxen wurden genau zu diesem Zweck entwickelt, denn sie sollen die Charakteristik des Fensterlichts imitieren.
    Wenn du also eine geeignete Lichtquelle hast, achte darauf, dass sie das Produkt von schräg vorne beleuchtet. Jetzt kannst du mit allem was dieses Licht reflektiert ins Detail gehen um noch die folgenden Aufgaben zu lösen:
    a) stelle eine silberne oder weisse Fläche so auf, dass die Lichtwirkung des Reflektors genau aus der entgegen gesetzten Richtung auf das Objekt trifft – so hellst du die Schatten auf
    b) ordne einen zweiten Reflektor so an, dass die Kanten von hinten beleuchtet werden und sich gegen den Hintergrund abheben
    c) wenn du spiegelnde Oberflächen hast: achte darauf, dass dort eine grossflächige Lichtquelle reflektiert wird, indem du den Reflektor genau parallel zur Fläche ausrichtest

  5. geschlossene Blende & manuelle Einstellung
    mf-2868
    quick & dirty: 1/125 sec, Blende 8 bei 100 mm Brennweite und indirekt über die Decke geblitzt mit eTTL (weil die weisse Fläche vorherrscht, musste ich beim Blitz eine Belichtungskorrektur von +2 einstellen, damit eTTL zum richtigen Ergebnis führt). Eine Kleinigkeit hätte ich noch ausbügeln sollen: der hintere Hebel mit dem Aufdruck 614 ist aus poliertem Metall. Das kommt nicht zur Geltung. Besser wäre es gewesen, einen hellen Reflektor davor aufzustellen, damit das Metall die weisse Fläche des Reflektors wiederspiegelt und metallisch wirkt…

    Eine mittlere Blende ist ideal um die maximale Schärfe deines Objektives auszunutzen. Jetzt kommt es darauf an, ob der Schärfebereich schon reicht. Ist das Objekt von vorne bis hinten scharf? Wenn nicht, muss die Blende noch weiter zu gemacht werden. Mit Dauerlicht und Stativ ist das kein Problem, es verlängert sich einfach die Belichtungszeit. Schärfer werden die Fotos eventuell aber mit einer Blitzanlage, diese setzt aber vielmehr Erfahrung voraus.
    Manchmal ist es auch nicht möglich, alles scharf zu bekommen. Dann gibt es noch die Software-Lösung: mit der sogenannten “deep focus fusion” kann aus einem Set von Fotos unterschiedlicher Schärfeebenen ein einziges erstellt werden, das von vorne bis hinten scharf ist. Die Vorgehensweise mit Photoshop beschreibt Traumflieger hier: DFF-Technik mit Photoshop.
    Warum manueller Belichtungsmodus?
    Bis das Licht wirklich gut ausleuchtet, sind meistens einige Experimente und Probeaufnahmen notwendig. Immer wieder musst du einen Reflektor versetzen, drehen oder verschieben. Wenn jetzt die Kamera auf Automatik eingestellt ist, berechnet sie den Belichtungswert immer wieder neu und Teile des Bildes, die richtig belichtet waren, sind danach wieder anders, weil der Reflektor mehr Licht auf die Szene wirft als vorher. Um das zu vermeiden, fotografierst du am besten im “M” Modus.

Diese Tipps sind nicht für professionelle Katalog-Shootings gedacht. Für Kataloge  werden meistens freigestellte Fotos verlangt und das Lichtsetting bekommt eine zentrale Bedeutung. Anspruchsvoll wird es, wenn das Produkt spiegelnde Flächen hat, zum Beispiel metallische Oberflächen oder glänzende Kunststoffe. Aber die oben genannten Punkte sind ein guter Anfang für den Eigengebrauch. Hast du mit etwas besonders gute Erfahrungen gemacht oder Fragen zum Thema? Dann lass es uns wissen!

 

Ein paar Fotos, die für einen Consumer Elektronik Katalog entstanden sind
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